Singen
Die Erkenntnis ist nicht neu: Nicht jeder, der etwas tut, tut es gut. Aber bekanntlich ist dies für viele kein Grund, es wieder aufzugeben. Ganz offensichtlich ist dieses Phänomen beim Singen zu beobachten.
Zugegeben: Es ist auch Geschmacksache. Aber das meine ich gar nicht. Es geht mehr um das “Mundwerkliche” … das treffen von Tönen und das kennen von Texten. Und nicht jeder, der es nicht kann, geht zum Fernsehen …
Manche gehen damit in den Dorfladen.
Ich gestehe: Ich kann nicht singen! Für mich Grund genug, es nicht zu tun. Aber ich kann mir Melodien und Texte merken, Lieder erkennen und einem Interpreten zuordnen.
Das kommt mitunter davon, dass im Laden ständig Musik läuft, ebenso im Auto und zu Hause.
Ich verstehe aber nicht, wie man ein Lied singen kann, während aus dem Lautsprecher ein ganz Anderes erklingt.
Nun kam neulich ein Mann in den Laden, welcher während der ganzen Einkaufsdauer sang. Nicht melodiös, nicht rhythmisch und schon gar nicht schön. Und schon gar nicht das Lied aus dem Lautsprecher. Vielleicht hörte er es nicht recht? Ich drehte etwas an der Lautstärke. Er sang weiter. Genau so eintönig und friedlich wie zuvor. Ich drehte weiter. Die Bässe vibrierten. Und die ersten Kundinnen verliessen den Laden zum Tratschen (Was mich nicht weiter störte!).
Er sang weiter. Und ich drehte weiter. Einige Verpackungen hüpften von den Regalen und das Schaufenster drohte zu zerspringen.
Er sang unbeirrt weiter. Bis er mich erblickte. Er lächelte mich an, kam auf mich zu.
Er streckte mir eine Hand entgegen und öffnete sie. Ein kleiner Kopfhörer befand sich in seiner Rechten. „Verkaufen Sie auch Batterien für Hörgeräte?“
Ich drehte die Musik wieder zurück … ein bisschen … aber nur soweit, dass die Tratschweiber draussen blieben …