Selbstversuch 17: Lebensrettung
Ich im Thermalbad, die Menschen beobachtend. Jedenfalls soweit meine eingeschränkte Sehkraft mangels Brille im Wasser zulässt. Vier Frauen, in weissen Bademänteln, nonnengleich. In Einerreihe, nach grösse sortiert. Wie die Daltons im Comic. In der Ferne eine Bademeisterin im weissen Leibchen. Die Nonnen schieben Liegestühle durch die Gegend, Badegäste über 80 lechzen ihnen nach.
Die Bademeisterin geht mir nicht aus dem Kopf. Ich weiss nicht, ob sie hübsch ist (über 1 Meter Distanz erkenne ich keine Details ohne Sehhilfe). Aber ich weiss, was aus einem weissen Leibchen wird, wenn es nass ist. Nachpubertäre Träume schwirren mir durch den Kopf.
Wäre doch gelacht, wenn ich die nicht ins Wasser bekommen würde …
Ich warte, bis sie in Sichtweite ist. Ein tiefer Atemzug und dann tauche ich unter. Ich paddle mit Händen und Füssen, pruste und gurgle. Ob sie mich wohl gesehen hat? Ich riskiere ein Auge. Was seh’ ich da? Ein Achzigjähriger ist auf direktem Weg zu mir und versucht mich zu retten! Nein, so nicht! Ich hole tief Luft und tauche ab. Ein paar kräftige Schwimmzüge unter Wasser und ich bin weg. Ich tauche kurz auf, Opa ist immer noch hinter mir her …
So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Unter Wasser durchschwimme ich das Bassin und verzieh mich in die Garderobe. Draussen scheint etwas los zu sein …
Am nächsten Morgen in der Zeitung zu lesen: Bademeisterin rettet Rentner vor dem Ertrinken …