Parkierende Frauen
Ja, ich weiss! Ich werde mich mit dieser Geschichte sehr unbeliebt machen … wenigstens bei einem Teil der Leser. Ich könnte mir jetzt die Finger brechen und so das Schreiben verhindern … aber dann müsste ich mir auf die Zunge beissen, um es nicht zu erzählen … Egal; ich rechne eh nicht mit einer Aufnahme im Himmel … auf diese eine Sünde kommt es nicht mehr an.
Kurz ein paar Erklärungen vorab: Parkplätze werden bekanntlich in verschiedenen Arten eingerichtet. Hauptunterschied ist die Aufzeichnung der Parkfelder. Ist genügend Platz vorhanden, werden die Linien gerade, im 90° Winkel, gemacht. Wenn der Platz etwas knapper ist, so werden die Felder schräg zur Fahrtrichtung aufgemalt. So, dass man ganz leicht in das Feld einfahren und rückwärts wieder hinausfahren kann. Soweit verstehen dies vermutlich die Meisten.
Wenn man auf einen fast leeren Parkplatz fährt, so macht es durchaus Sinn, ein Parkfeld zu nehmen, welches man später auch wieder ganz einfach verlassen kann. Sprich: Wenn zwei Reihen Parkfelder sind und Beide frei, so fährt man(n) gerade drüber, um auf der anderen Seite vorwärts wieder ausfahren zu können. Logisch.
Und heute Morgen? Vor mir ein Subaru Forester, in der gleichen Absicht wie ich, auf einen fast leeren Parkplatz einbiegend. Dieser Parkplatz ist einer der engeren Sorte – also mit schräg eingezeichneten Parkfeldern. Mein Vorfahrer biegt, wie ich es erwartet hatte, auf das idealste Parkfeld, nahe beim Ausgang. Dort wo üblicherweise die Frauenparkplätze sind. Ich setze zum Vorbeifahren an, in der Absicht, den gegenüberliegenden zu nehmen.
Ich erschrak ziemlich, als der andere Wagen nicht, wie ich erwartet hatte, auf dem Parkfeld stehen blieb, sondern durchfuhr auf die Gegenseite. Naja, das kann man so machen, wie bereits erklärt, aber eben … bei schräg eingezeichneten Feldern steht man schlicht in die falsche Richtung! Nicht genug: Die Hinterachse des Subaru stand auf der Linie zum “überfahrenen” Parkplatz.
Und als ob ich es nicht geahnt hätte: Eine Frau stieg aus!
“Sie wissen schon, dass sie jetzt zwei Parkfelder belegen und am Abend, wenn der Parkplatz voll ist, fast nicht mehr aus dem Feld fahren können?” sagte ich höflich.
“Ich fahre jedes Jahr viele Kilometer, ich komme immer wieder raus!” zischte sie mich an. “Ich fahre schon sehr lange Auto!” “Ja, das mag schon sein, dass Sie sehr lange Auto fahren – aber Sie haben jetzt parkiert, das ist etwas Anderes … und übrigens: George Bush hat Amerika auch lange regiert!” “Und was hat das jetzt mit Autofahren zu tun?” fragte sie nach. “Eigentlich nichts; aber wenn man etwas lange macht, heisst das nicht automatisch, dass man es auch gut macht …!”
Ich verliess anschliessend den Ort des Geschehens. Als ich am Mittag mein Auto wieder abholte, lächelte ich. So, wie der Subaru quer zwischen den anderen Autos eingeparkt war, konnte sie ganz bestimmt nicht mehr bequem rausfahren. Frauenlogik …
Ein Nachtrag zur Wahrung des Friedens: Es ist nicht nur ein Gerücht, dass es Frauen gibt, welche wirklich gut Auto fahren können! Ich kenne selber welche! Und wie immer gilt: Wer sich betroffen fühlt, könnte es wohl sein …
zum glück kennsch mi gäu!
Gestern in der Früh hat sich mir ein teuflisches Grinsen mit einem Hauch von Spott übers Gesicht geschlichen, als ich auf den oben erwähnten Parkplatz einbog und erkannte, wie viele besonders schlaue Menschen es doch gibt, die nicht auf das hören brauchen, was ihnen die Bodenmarkierung überaus deutlich mitteilt.
Da ich momentan leider das Projekt „Seien sie stets lieb und nett“ in die Tat umsetze, habe ich diesen leicht sarkastischen Ansatz eines wenig lieben und netten Gedankenganges umgehend zur Seite geschoben und mir die Unschuld des Lenkers ins Gedächtnis gerufen. Man stelle sich vor, er sei das Opfer einer charakterstarken Karosserie.
Nun, zu gerne hätte ich darauf gewartet, dass der/die FahrzeugbesitzerIn des mittelgrossen Geländewagens zu meiner Linken schräg vorne die Mission Nachhausegehen in Angriff nimmt.
Ich hätte ihm/ihr einen Garagisten empfehlen können, der sich auf die Heilung defekter Rückwärtsgänge spezialisiert hat und so meine guten Vorsätze in die Tat umsetzen können. Das arme Herrchen des Fahrzeuges müsse sich nicht mehr in aller Herrgottsfrühe auf dem Parkplatz stehen um noch zwei durchfahrbare Felder zum Parken vorzufinden und hätte Abends die Möglichkeit, nach Hause zu gehen noch bevor alle Anderen dies tun, was zu einer erheblichen Verbesserung des Privatlebens führen könnte. Er/Sie könnte das allabendliche Verkehrschaos umfahren. Und es könnte sein Haustier vor dem Hungertod bewahren! Das wären für mich dann zwei Jahre weniger im Fegefeuer.
Apropos Hunger – Das knurren in meinem Bauch war lauter. Eines Tages werde ich mich auf die Lauer legen, mit einer Tüte Popcorn und einem Pappbecher Cola in meinem Auto verschanzen, und das Szenario „wie bringe ich mein Auto dellenfrei ins Geschehen ein“ in voller Länge geniessen. Mit der betörenden Kulisse der anmutig untergehenden Sonne im Hintergrund. Und ich freue mich darauf.
Liebe Grüsse