Lebensmittelkontrolle
Als aktiver Jungunternehmer eines aufstrebenden Kleingewerbe Betriebes war es mir immer ein grosses Anliegen, auch mit den Behörden eine gute Basis zu haben. Die Lebensmittelkontrolle ist in der Schweiz ein Buch mit sieben Siegeln; jeder Kanton hat eine eigene Auslegung der nationalen Lebensmittelverordnung. Und die Kontrollen werden durch ausgebildete Inspektoren im Nebenamt durchgeführt. Wenn man Glück hat, ist der zuständige Beamte vom Fach und hat einen gewissen Sinn für das Praktische. Wenn man es übel trifft, dann ist es ein profilierungssüchtiger Bauarbeiter. Meiner war (raten sie mal!?) der Zweite … Egal, ich weiss ja, wie man mit solchen Menschen umgehen muss: freundlich und offen! Zeigen, dass sie wichtig sind. Mit diesem Vorsatz habe ich mich, als ich das Geschäft neu übernommen hatte ans Telefon gemacht und den Inspektor angerufen; habe ihm erklärt, dass ich es sehr ernst nehme mit den Vorschriften und von ihm als Fachmann persönlich wissen wolle, was zu ändern sei. Er sagte, dass ihn dies freue und ich solle alles so machen, wie mein Vorgänger, dann hätte ich keine Probleme. Na, das war doch so einfach! Alles so laufen lassen, keine Schwierigkeiten mit dem Personal, so mag ich das! Ein paar Monate später stand der Inspektor im Laden zu einer Kontrolle, alles wollte er sehen: Kontrollformulare (welche mein Vorgänger nie hatte, habe ich eingeführt!!), Hygienekonzept, Gefahrenanalyse, Lagerraum, Kühlmöbel, Warendeklarationen, Pausenraum, Personaltoilette, Produktestichproben … alles wunderbar – besser, als ich es übernommen hatte. Ich war sehr erleichtert, auch die Kühlgeräte versagten nicht im schlechtesten Moment ihren Dienst.. Am Tisch im Pausenraum schrieb er sein Protokoll. „Macht 50.– Busse“ sagte er kühl, als er mir das Protokoll zuschob. Ich glaubte, falsch zu hören … schob meine Brille besser auf die Nase und las nach..alles einwandfrei … „Warum den die Busse?“ fragte ich benommen. „Der Seifenblock im Pausenraum ist nicht erlaubt, zu unhygienisch, es ist nur Flüssigseife aus dem Spender gestattet.“ Die Seife war von meinem Vorgänger … ich hasse persönlich solche Blockseifen, würde mir ja nie einfallen, so etwas zu kaufen. Nun musste ich genau nachdenken, was ich machte; ich beschloss, dass die 50.- vermutlich billiger sind, als den Herrn zu ärgern und alle zwei Monate eine Kontrolle zu haben. Ein geöffnetes Jogurt, welches Zwecks Temperaturprüfung auf dem Tisch stand, blieb an meinem Ärmel hängen und fiel herunter … seine Hose und die Schuhe wurden ziemlich vollgespritzt … ich kann ja so ungeschickt sein …