Keksologie

Lesezeit: 2 Minuten

Mit mir kann man es ja machen! Klar! Im Dorfladen gibt es auch Süßwaren und Kekse. Und wer mich kennt, weiß, dass dieser Sortimentsbereich aus ganz persönlichen Gründen niemals vernachlässigt wird! Nicht zuletzt deshalb fand mich der Kunde genau an besagter Stelle im Laden. Ach ja: Im Keksregal befinden sich rund 150 verschiedene Produkte – pro Woche werden 2 – 5 Artikel ausgetauscht und gegen neue Varianten ersetzt. Soweit die Rahmenbedingungen dieser Geschichte.

Der Mann hielt zwei Pakete in der Hand, welche er zielstrebig ergriffen hatte. Und die Bemerkung zu mir hin fallen ließ: "Immer das Gleiche in diesem Sortiment, Sie haben völlig verpennt, hier mal was neues zu bringen!" Nun ja, wie gesagt; mit mir kann man es ja machen! Aber was hielt er in der Hand? Zwei Pakete mit den langweiligsten Keksen, welche es überhaupt gibt! Petit Beurre! Butterkekse! Bahlsen produziert diesen Artikel bereits seit 1891!

Was für ein Idiot! Verlangt nach moderner Innovation und kauft selbst den Prototypen eines Klassikers! Das konnte ich so natürlich nicht stehen lassen!

Ich überlegte kurz, holte tief Luft und sprach ihn an: "Mein lieber Mann! Ich freue mich sehr, dass ich sie hier treffe! Und offensichtlich sind sie ja ein absoluter Süßwarenkenner?!" Er wirkte jetzt etwas verblüfft. Ich ließ ihn gar nicht zu Wort kommen und ergänzte: "Vielleicht interessiert es Sie, dass ich ausgebildeter Keksologe bin? Ich kann anhand der Kekse, die ein Mensch kauft, seinen Charakter beurteilen!" "Ach ja?" Er schien mir nicht zu glauben.

"Es ist ganz einfach: Je vielfältiger ein Keks ist, desto höher entwickelt ist die Person, welche das Produkt kauft. Nehmen wir beispielsweise Prinzenrolle! Keks, Füllung, Keks. Menschen, die solche Kekse kaufen sind dreischichtig! Sie verfügen über viele Fähigkeiten, denken um 3 Ecken. Noch eine Stufe höher: Wenn die Prinzenrolle mit Schokolade überzogen ist, dann zeigt sich, dass der IQ dieses Menschen überdurchschnittlich hoch ist.

Er runzelte die Stirn. "Und was sagen die Butterkekse über mich aus?"

"Naja, sehr viel! Ich kann es ihnen in einem Wort beschreiben: Einfältig!"

Ich ließ ihn mit dieser Erkenntnis stehen – und gönnte mir einen Spitzbuben …

Teilen:

Ein Kommentar

  • Marie-Therese

    Butterguetzli sind keinesfalls zu verachten! Doch ziehe auch ich, wenn es die Gelegenheit erlaubt, die „Spitzbuben“ vor!
    Müssten aber Beerikonfi in der Mitte haben, keine Aprikosen oder Schoggi!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert