Keine Ananas

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Die klassische Zusammensetzung: Ich, unterkoffeiniert, die alte Dame ohne Begrüssung an mich herangetreten.

Es war absehbar. „Haben sie keine Ananas?“ Hmm …

„Doch, natürlich haben wir keine Ananas!“

„Ich habe nichts gesehen!“

„Ich werde es ihnen zeigen; hier, das sind keine Ananas!“ Ich zeigte ihr die Äpfel.

„Das sind keine Ananas, das sind Äpfel!“

„Ja eben, Sie suchen ja keine Ananas!“

Ihr Gehirn ächzte unter der Anstrengung.

„Wie meinen sie das?“ „Naja, sie fragen nach keiner Ananas, ich zeige ihnen keine Ananas, aber scheinbar ist es nicht, was sie suchen.“

„Nein, ich will wissen, wo sie Ananas haben!“ sagte sie zornig. „Na dann sagen Sie doch, dass Sie Ananas suchen! Heute haben wir keine Ananas …!“

Ihrem Gesichtsausdruck nach zu deuten, war sie leicht säuerlich. Tendenz steigend. „Haben sie wenigstens Filterkaffee?“ Ich führte die Frau zum Regal mit den Kaffeepackungen. „Hier, diese können Sie alle brauchen für Filterkaffee!“

Sie starrte mich an. „Sie verstehen wohl gar nichts?“ sagte Sie in einer Art, die ich nicht mochte. „Ich meine die Filtertüten!“ Ich runzelte die Stirn. „Ach so, Sie meinen Kaffeefilter?“

„Ja, klar, habe ich doch gesagt!“

Ich führte Sie in die Abteilung und fragte: „Welche Grösse brauchen Sie denn? 2, 4 oder 6?“ „Die Normalen!“ zischte Sie mich an.

„Die Normalen sind gerade aus, tut mir leid … genau wie die Kunden …“

Sie trottete ohne ein Wort aus dem Laden … Manchmal ist es echt spassig, Ladenbesitzer zu sein …

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3 Kommentare

  • Bernd

    Eine kleine Geschichte zur Ergänzung:
    Ich war die letzten 16 jahre meines Berufslebens Modellbahn-Verkäufer (mit Leidenschaft!).
    Mitte Dezember stellen die Leute fest: Weihnachten ist überraschend nahe – Geschenke! Das Spielwarengeschäft also voll bis zum Eichstrich. Ein Kunde mittleren Alters will eine Modellbahn-Startpackung (Einsteigerset) der Firma M aus G. Bei Startpackungen habe ich immer gefragt, ob der Kunde bereits eine Modellbahn kennt oder hat und ob ich ihm die Anlage erklären soll. Der Mann vor mir aber sagte: Das ist nett, danke, aber es ist nicht nötig, ich bin Ingenieur, das bekomme ich schon hin. Hat mich gefreut, da habe ich mehr Zeit für andere Kunden. Also: Danke für ihren Einkauf, frohes Fest usw. usw.
    27.12.: Der o.g. Kunde, mit Startpackung (mit Bindfaden verschnürt), Gesichtsfarbe stressbedingt dunkel-bordeaux, schwarz-graue Dampfstrahlen aus beiden Ohren und der Nase kommt mit beängstigend energischen Schritten auf meinen Ladentisch zu. Meine Frage: Was kann ich für Sie tun? löste eine Sturzflut an Worten aus, die mich wegzuspülen drohte: Die Packung ist eine Fehlkonstruktion, die Gleise passen nicht, Tränen unterm Christbaum, Weihnachtsfest zerstört – er fordert Genugtuung.
    In meiner Wahlheimat Bayern sagt man: Hund sam´r scho – ich auch! Wir hatten zwei Frauen, die stundenweise in der Modellbahnabteilung geholfen haben – und für mich erfeulich – die beiden Kolleginnen kannten sich auch mit technischen Feinheiten der Modellbahn aus. Ich bat den Kunden um Verständnis, dass ich sein Anliegen nicht selbst klären könnte und bat eine der Kolleginnen sich bitte um das Problem zu kümmern. Meine Kollegin nahm die Schienen aus dem Karton und etwa 1 Minute später war der Kreis komplett und richtig mit zwei Weichen auf dem Ladentisch aufgebaut. Dem Herrn Ingenieur entgleisten prompt die Gesichtszüge (hobbybedingt?). Ihm wurde kurz erklärt, dass auf Grund der Konstruktion der Gleise gerade Schienen mit unterschiedlichen Längen erforderlich sind – mit nur wenigen Millimetern Unterschied. Der beiliegende Gleisplan zeigt, welches Gleis mit welcher Nummer wohin gehört, die Nummer ist unter dem Gleis eingeprägt. Der Herr bekam seine Packung wieder ausgehändigt und ging: immer noch rot im Gesicht, Dampfstrahlen aus Ohren und Nase – aber roter Dampf.
    Das er als Ingenieur! von einer Frau erklärt bekommt, wie ein System funktioniert, muss für den Mann schlimmer als ein verdorbenes Weihnachtsfest gewesen sein – so sah er jedenfalls aus im Abgang – der Herr Ingenieur.
    Hund sam´r scho.
    Sagt einer: Nun bin ich schon 8 Jahre Ingenieur und weiß immer noch nicht wie es geschrieben wird.

  • Bettina

    Hallo,

    deine Geschichten sind herrlich. Aber ich frage mich, ob dir nicht schön langsam die Kundschaft ausgeht? Kommen die Leute denn alle wieder??

    VG Bettina

  • Wolfgang

    herrlich – zum zerkugeln. die macht des wortes bzw. der wörter

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