Glückliche Hühner
Ostern ist eine sehr mühsame Zeit. Eier, Eier und nochmals Eier … überall! Und das in einer Zeit, wo eigentlich gar nicht so viele Eier auf dem Markt wären, weil die alten Hühner üblicherweise durch Jüngere ersetzt werden. Und alle wollen weisse Eier, weil die Farben besser zur Geltung kommen, als auf den Braunen. Eier sind eine eher eine Philosophie als ein Nahrungsmittel – damit meine ich nicht die Frage: Was war zuerst!
Es gibt Menschen, die behaupten, dass braune Eier besser schmecken als Weisse – und es gibt Menschen, die genau das Gegenteil behaupten. Ich behaupte: die mit Speck schmecken am besten …
Ich lege grossen Wert darauf, dass es keine Importeier sind. In der Schweiz ist die Käfighaltung ja bekanntlich verboten – also kann ich davon ausgehen, dass die Hühner einigermassen artgerecht gehalten werden.
Kürzlich hat mich eine Frau in Wollsocken und Sandalen gefragt, ob wir auch Eier von glücklichen Hühnern hätten?! Ich fragte sie, was für sie ein glückliches Huhn per Definition sei. „Ein Huhn, das sich frei bewegen kann, auf dem Mist nach Nahrung suchen darf, einen Hahn nicht nur vom Hörensagen kennt und eben ein schönes, artgerechtes Leben führt.“ Ich schaute mir die Ökotante an und fragte: „Sind sie sicher, dass so ein Huhn glücklich ist? Stellen sie sich das Mal vor: Am Morgen, mit dem ersten Sonnenstrahl kräht ihnen ein Hahn in die Ohren, so laut er kann. Sie müssten aus dem Haus rennen und mit nackten Füssen im Mist nach Würmern suchen, welche sie essen würden. Den ganzen Tag müssten sie aufpassen, nicht vom Hund gebissen, vom Traktor überfahren oder vom Hahn belästigt zu werden. Sie wären täglich schwanger und würden ein Ei aus dem Körper pressen, welches ihr Baby enthält. Dieses in ein Nest legen und nach dem ersten Spaziergang feststellen, dass das Ei gestohlen wurde. Den ganzen Tag würden sie den Bauernhof absuchen nach dem Ei – und am Abend nach dem Hühnerstall. Falls sie diesen rechtzeitig finden, verbringen sie die Nacht auf einer Holzstange – immer hoffend, dass der Fuchs nicht hereinkommt … und falls doch, den Hahn mitnimmt. Finden sie das erstrebenswert? Wäre ihnen da eine gemütliche, warme Halle mit zahlreichen Artgenossen nicht lieber? Das Futter aus der Traufe, keine Feinde, keine Hähne, keine Traktoren … einfach gemütlich vor sich hinleben …“ Ich glaube, sie hatte eine kleine Träne in den Augen …
Ich drückte ihr einen Karton mit Eiern in die Hand: „Die Eier kommen von einem Bauern aus dem Dorf, der hält seine Tiere anständig!“ Sie strahlte mich an … wieder ein glückliches Huhn … ich kann ja so nett sein …