Ein schleichender Prozess
Altern ist sonderbar – man bemerkt es nicht, während man es tut, stellt dafür im Rückblick fest, dass der Zahn der Zeit doch genagt hat. Die Tatsache, dass ich nun ein paar Tage näher bei meinem siebzigsten als bei meinem vierzigsten Lebensjahr bin, scheint mir unwirklich. Ich fühle mich nicht mal annähernd wie vierzig (dabei weiss ich sogar schon, wie es sich anfühlt mit vierzig), aber die siebzig scheint extrem fremd. Nun, ich glaube, es liegt daran, dass der Prozess so schleichend ist und für die meisten Menschen wohl auch weniger gravierend. Was aber offensichtlich ändert, ist die Weisheit.
Als ich vierzig Jahre alt war, hätte ich die freundliche Art der Brautjungfern an der Hochzeit meiner Patentochter so gedeutet, dass ich ihnen sehr gut gefalle und, wenn ich denn wollte, jedes dieser jungen Mädchen bekommen könnte. Heute, mit über fünfundfünfzig, ist mir bewusst: Die jungen Frauen waren so freundlich, wie sie zu alten Leuten eben sind!
Ich bin echt froh, nicht mehr vierzig zu sein, peinliche Aktionen vermieden habe und das Fest unbeschwert geniessen konnte!
Aber vielleicht irre ich mich ja …?