Frisches Brot
Die kleine alte Frau, welche heute vor dem Brotregal stand, sah nett aus. Eigentlich hatte ich sie lieben müssen. Aber wie ich bereits früher erwähnte: "eigentlich" bedeutet, dass es so sein könnte, wenn es nicht eine Einschränkung gäbe, welche alles Positive ins Negative umwandeln würde.
Eigentlich erinnerte sie mich an meine Großmutter. Meine Großmutter war einer der liebsten Menschen, den ich je kennengelernt habe. Und ich glaube, dass sie nicht nur zu ihren Enkelkindern so lieb war, sondern die ganze Menschheit einfach so nahm, wie sie war.
Eben. Eigentlich … Die kleine Frau vor dem Brotregal sah nur so aus." Es ist schon traurig, dass es in diesem Laden am Nachmittag kein Brot gibt." Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass sie vor einem Regal stand, welches mit mindestens zwölf Sorten Brot in verschiedenen Größen und Geschmacksrichtungen befüllt war.
Als ich sie fragte, was sie denn suche, sagte sie: "Weißes!" Ich zeigte ihr alle Weißbrote. Daraufhin motzte sie, diese seien zu groß. Ich zeigte ihr die Kleinen. Diese waren zu klein.
Jedenfalls konnte sie mir nicht klar sagen, was sie eigentlich wollte. Aber das, was ich ihr angeboten, war es nicht. Und sie schlug vor, ich solle doch bis zum Feierabend eine größere Auswahl haben und die Reste schließlich an bedürftige Leute verschenken. Ich versuchte ihr klarzumachen, dass es bei den heutigen Brotpreisen nicht drin liegt, am Abend Reste zu haben.
Sie schüttelte den Kopf: "Wenn Sie das Brot am Abend verschenken, haben sie keine Reste!"
Ich sah ihr in die Augen, von meiner Großmutter hatte sie gar nichts mehr! "Wenn ich das Brot am Abend verschenke, dann verdiene ich auch nichts daran! Und die Gewinnspanne verbessert sich auch nicht!“
Sie verdrehte die Augen und schob ihren Einkaufswagen in Richtung Kasse, mit der Bemerkung: "Sie haben gar nichts verstanden!"
Naja, ich wusste, dass sie es nicht verstanden hat. Aber es war mir egal. Jedenfalls schob ich die fehlenden Brote in den Backofen, um sie 20 Minuten später frisch duftend in das Verkaufsregal zu schichten. Ab diesem Genuss verpasste sie leider.